Was für eine Geschichte und welch ein besonderes Erlebnis für mich als Familien- und Ahnenforscherin!
Wann hat man schon die Möglichkeit Teil einer sehr erfolgreichen Fernsehdokumentation sein?
Nun, ich hatte dieses Glück und möchte daher gern etwas mehr darüber berichten.

Ein norwegisches Filmteam begleitete mich nach Kirchberg in Sachsen, um etwas Licht ins Dunkel
einer bis dahin sehr verworrenen Familiengeschichte zu bringen.
Gedreht wurde im Rathaus und an markanten Punkten wie Kirche, König-Albert-Turm,
auf dem Altmarkt und im Anton-Günther Berghaus.

Ausgestrahlt wird der fertige Film in der neuen Staffel der
Dokumentationsserie "Ukjent Arving" ("Unbekannter Erbe")
am Sonntag, den 09. Okt 2022 abends
im norwegischen Fernsehen NRK1.

Im Mittelpunkt steht der Norweger Svein Olav Larsen. Er stirbt 2012 in Ostnorwegen,
hinterlässt eine Erbschaft, hat aber keine bekannten Verwandten in Norwegen mehr.

Der Fall landet bei eben dieser erfolgreichen TV-Reihe mit Moderator Tarjei Frugård Strøm.
Da die Spur nach Deutschland führt, beauftragt der Fernsehsender mich für die Recherche in Deutschland.
Während meiner umfangreichen Suche mussten zahlreiche Hürden genommen
und viele Puzzleteile zusammenfügt werden.

Dass ich fündig wurde, verdanke ich auch der Mithilfe einiger sehr hilfsbereiter Menschen,
u.a. auch der Standesbeamtin in Kirchberg, die mir entsprechende Dokumente zur Einsicht bereitstellte. 

Eines der Dokumente aus Kirchberg half das Geheimnis der Familiengeschichte von Svein Olav Larsen zu lüften.

Norwegen 1942
Der deutsche Soldat Herbert Manfred Müller aus Kirchberg, der offenbar bei der Luftwache im Norden des Landes stationiert war, verliebt sich in die Norwegerin Alfhild Larsen. Sieben Monate dauert die Beziehung.
Alfhild wird schwanger, doch Herbert wird abberufen und muss nach Cottbus. Die beiden schreiben sich regelmäßig, planen eine Hochzeit, was Schriftstücke belegen.
Doch die äußeren Umstände verhindern, dass sie je wieder zusammenkommen werden.
Alfhild bringt einen Sohn zur Welt: Svein Olav Larsen. Das Kind ist geistig beeinträchtigt und blind.
Die Eltern von Alfhild ertragen nicht, dass ihr Enkel von einem deutschen Soldaten stammt und lehnen Svein ab.

Er soll zu seiner deutschen Großmutter kommen, die nach wie vor in der Torstraße in Kirchberg lebt,
aber das wiederum verhindern die Behörden. Nach deren Angaben könne sich die Großmutter nicht noch um Svein kümmern. In ihrer Wohnung ist kein Platz. Sie gibt ihrer Tochter und deren Familie bereits Asyl, weil diese ausgebombt wurden.

Alfhild ist verzweifelt. Sie ist allein, hat kein Geld und muss Svein schließlich in ein Heim geben.
Der Kontakt nach Deutschland bricht dann ab.
Herbert Manfred Müller kehrt nach dem Krieg nach Kirchberg zurück und startet einen Neuanfang.
1950 heiratet er Edith Rothe. Gemeinsam bekommen sie einen Sohn: Christian.
Dann wird es kompliziert! 

Noch zu DDR-Zeiten flüchtet die Familie in den Westen. Mehrmals ziehen sie um, was die Suche äußerst kompliziert macht. Doch das ist kein Grund aufzugeben und nach langer Suche und vielen Sackgassen gelang es mir schließlich den Halbbruder von Svein Olav Larsen ausfindig machen. Er lebt heute in der Schweiz. 
Auch seine Mutter lebt noch, ist hochbetagt. Der Vater Herbert ist bereits 1991 gestorben.

Für die Filmcrew ist damit die Reise in Kirchberg nicht zu Ende.
Ich habe nach dem Ausfindigmachen von Christian mit ihm persönlich Kontakt aufgenommen.
Und er hat sich bereit erklärt, das Team zu treffen, um mehr über seinen Halbbruder zu erfahren.

Kirchberg wird der Fernseh-Crew in sehr guter Erinnerung bleiben. Auch ich kann nur ergänzen:
„Es ist selten, dass wir so herzlich und unkompliziert empfangen werden“, und eine persönliche Begrüßung der
Bürgermeisterin Dorothee Obst war eine unerwartete Ehre!
Die Stadtchefin wurde dann ebenfalls vor die Kamera gebeten und gab ein kurzes Interview auf Englisch. 

„Verrückter Zufall: Bergen, die Stadt aus der wir kommen, ist als die Stadt der sieben Berge bekannt.
Und nun sind wir in der Stadt der sieben Hügel“, sagte Produzent Ole Egil Størkson und lachte. 

Zwei Tage verweilten die Norweger und ich in Kirchberg, bevor es dann weiter in die Schweiz ging.
Ergänzend lässt sich noch sagen:

Christian war überwältigt, aber auch traurig, weil er seinen Halbbruder nie kennenlernen konnte.
Er will nun nach Norwegen reisen und das Grab von Svein besuchen.
Eine Frage lässt ihn allerdings keine Ruhe “Warum hat mein Vater nie etwas gesagt?”

Nach Angaben des Produzenten Ole Egil Størkson wird die Folge im Herbst 2022 in Norwegen
auf NRK TV ausgestrahlt. In Deutschland ist die Serie leider nicht zu sehen.
„Wir werden Dir aber einen Link zum Download schicken“, verspricht er am Ende der Dreharbeiten.
Bis dahin bleibt es spannend, wie wird wohl die fertige Dokumentation aussehen?

Diese Suche und auch die Dreharbeiten waren etwas ganz außergewöhnliches
und ich bin sehr glücklich ein Teil davon gewesen zu sein.

Und wer weiß, vielleicht werde ich irgendwann nochmals die Gelegenheit bekommen
an einer neuen Folge der Dokumentationsserie "Ukjent Arving" teilzuhaben?
 

Fotos: Ole Egil Størkson, NRK TV und Katrin Uhlig, Stadtverwaltung Kirchberg

  Ukjent arving – NRK TV

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